Schabus ist Kultur- und Sprachforscher und lebt vorwiegend in Wien. Eine unglaubliche Fülle von Publikationen zeigt die Produktivität und Vielseitigkeit dieses weitgereisten Feldforschers und Dialektologen auf.
Rückzugsort Hermagor
Schabus kam 1943 in Lübeck, wo seine Mutter lebte, zur Welt. Als er vier Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Rattendorf im Gailtal, dem Heimatort seines Vaters. Das 1958 in Hermagor erbaute Haus seiner Eltern ist ihm inzwischen zu einem wichtigen Rückzugsort geworden. Eigentlich wollte Schabus ursprünglich wie sein Vater Automechaniker und später dann auch einmal Mediziner werden. Es kam anders: Schabus wurde Lehrer, was er aber nur kurzzeitig ausübte, studierte dann Germanistik und Anglistik in Wien. In seiner Dissertation (1971) widmete er sich der „Dialektgeographie des Lesachtals“, gleichzeitig wirkte er als Autor am „Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich“ unter der Leitung von Prof. Eberhard Kranzmayer mit. Hauptberuflich arbeitete er danach am Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Bis 2012 war er außerdem als habilitierter Honorarprofessor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Uni Wien tätig.
Kulturelle Interaktion
Auf Exkursionen mit seiner Lehrerin Prof. Maria Hornung zu altösterreichischen Minderheiten in Oberitalien – wie z.B. Pladen/Sappada oder Zahre/Sauris – lernte er schon früh die Faszination kontaktlinguistischen Forschens in einem fremdsprachigen Umfeld kennen, einschließlich der kulturellen Interaktion mit der jeweiligen Mehrheitsbevölkerung. Dies ließ ihn bald seine „eigenen“ Projekte verfolgen, die ihn schließlich bis nach Übersee oder nach Sibirien führten. Besonderes Augenmerk legt Schabus auch auf die historischen Hintergründe, die Menschen einst zum Verlassen der Heimat veranlasst und somit zur Entstehung von „Sprachinseln“ geführt haben, seien es wirtschaftliche Not oder brutale konfessionspolitische Verfolgung.
Von Letzterer waren im 18. Jahrhundert viele Kärntner betroffen, die wegen ihrer Konfession nach Siebenbürgen (Rumänien) „transmigriert“ wurden. Doch nicht alle nach Siebenbürgen verschleppten Kärntner sind zu protestantischen „Landlern“ geworden, etliche haben sich dort den täuferischen Hutterern angeschlossen. Das waren ursprünglich Tiroler, die wegen ihrer seit dem 16. Jahrhundert erlittenen Verfolgung zu einer Art Wandersprachinsel geworden waren. Damals lebten sie gerade in Siebenbürgen, später dann am Schwarzen Meer, heute mehrheitlich in Kanada, wo Schabus drei Monate bei ihnen verbringen durfte.
Dorf in der Taiga
Als Schabus erfuhr, dass 1946 zahlreiche „Salzkammergütler“ nach Sibirien deportiert wurden, machte er sich auf in den kleinen Ort Paljánowo. Tatsächlich traf er dort, 2.000 km östlich von Moskau, noch drei ältere Frauen an, die zu jenen gehörten, die einst als junge Verbannte dieses kleine Dorf in der westsibirischen Taiga aufbauen mussten. In Südamerika hat sich Schabus seit 1988 besonders intensiv der Tiroler Enklave Pozuzo zugewandt, dem wohl spektakulärsten Beispiel europäischer Migrationsgeschichte. Kürzlich erschien das 448 Seiten starkes Buch „Pozuzo Auswanderer aus Tirol und Deutschland am Rande Amazoniens in Peru“ (Universitätsverlag Wagner, Innsbruck).