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Wegen „Guggi“ kam Pucher aufs Nassfeld

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Kürzlich ist der legendäre Klagenfurter Altbürgermeister Leopold Guggenberger verstorben. Er hatte wesentlichen Anteil daran, dass es heute das Paradeschigebiet Nassfeld gibt. 

Guggenberger war Anfang der Sechzigerjahre beim Gewerbereferat der Kärntner Landesregierung tätig. Dieser Aufgabenbereich führte ihn hin und wieder auch auf die Turrach. Dort gab es schon Hotellerie und Lifte. Im Gegensatz zum Nassfeld, wo allein das AV-Schutzhaus Unterkunft bot und ein VW-Motor Hans Jenuls bescheidenen Einser-Lift (1960-61) antrieb. Eine wintersichere Nassfeldstraße gab es nicht, auch keinen Strom, kein Wasser.

Beim Jagawirt

Zu der Zeit war der zwanzigjährige Arnold Pucher aus Wollanig bei Villach Kellner im „Jagawirt“ auf der Turrach. Guggenberger, der in diesem Gebiet öfters dienstlich zu tun hatte, fuhr abends nicht nach Klagenfurt zurück und nächtigte in diesem Haus. Eines Abends vertraute sich der junge Pucher seinem väterlichen Freund an. Der junge Kellner wollte nicht immer kellnern, er wollte selbständig werden. Sein Traum: Ein Hotel besitzen, touristisch etwas bewegen, einfach gestalten können. Beim Kartln erzählte er Leopold Guggenberger davon. „Guggis“ Ratschlag kam wie aus der Pistole geschossen: „Bua, geh´ aufs Nassfeld aufe, da oben is Schnee in Hülle und Fülle.“ Ein Rat mit weitreichenden, für das Gailtal geradezu existenziellen Folgen.

Erste Begegnung

Es war der 16. Feber 1962. Arnold Pucher und Vater Josef fuhren erstmals zur Erkundung auf das Nassfeld. In einem VW-Käfer, chauffiert von Schotter- und Liftunternehmer Hans Jenul. „Es war eine traumhafte und unvergleichlich schöne Winterlandschaft“, erinnert sich Pucher. Die Konsequenz daraus: Ein entsprechendes Grundstück westlich der AV-Schutzhütte wurde von der Nachbarschaft Treßdorf käuflich erworben und die Genehmigung für den Bau des ersten Nassfeld-Hotels („Wulfenia“) beantragt. Aber: Kein Strom, kein Wasser, keine wintersichere Zufahrt. Puchers Vater war alles anders als begeistert. „Bua, wos willst den ha heroben, da is ka Wosa, ka Strom, da wirst nie überleb´n“. Pucher sen. war eher für ein Projekt am Klippitzthörl oder auf der Turrach. Doch da hatte sich der Junior schon auf das Nassfeld eingeschworen. Beide Puchers kannten zuvor das Nassfeld nur vom Hörensagen. Pucher sen. wähnte zuvor das Nassfeld irgendwo im „Windischen“.

Erfolgsgeschichte

Am 31. Mai 1962 begann Arnold Pucher mit den Bauarbeiten für das „Wulfenia“. Es folgte die Infrastruktur mit Strom, Wasser, wintersicherer Nassfeldstraße, Hotellerie und Lifte. Heute ist das Nassfeld das größte Schigebiet südlich des Alpenhauptkammes. Ohne Nassfeld und ohne diese Milliardeninvestitionen würde das Gailtal heute zu den ärmsten Regionen der Republik zählen. Leopold Guggenberger`s Rat hatte somit weitreichende Folgen.


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