Die Reisacherin Michele Jost hat ihr Talent schon in der Kindheit entdeckt. Mit uns spricht sie über ihr Leben als Schauspielerin, über Hürden und die schönen Seiten des Bühnenlebens.
Gailtal Journal: Von der Provinz auf die Theaterbühne – was haben Sie von Ihren „Reisacher-Wurzeln“ mitnehmen können?
Michele Jost: Mein Opa hat ja in der Theatergruppe Reisach gespielt, da habe ich immer zugesehen und somit schon ein frühes Interesse für die Schauspielerei entwickelt. Meine Mama hat mir erzählt, dass ich morgens schon immer gut gelaunt gesungen und gequasselt habe – also nichts für schwache Nerven! Ein prägendes Erlebnis fand in der Hauptschule statt. Günther Marizzi hat eine Theatergruppe gegründet und da war ich natürlich sofort Feuer und Flamme! Das erste Stück hat er selber geschrieben. Darin ging es um die Geburt Jesu in Betlehem und ich war eine Journalistin aus der Zukunft die in die Vergangenheit reist um darüber einen Bericht zu schreiben…. Spektakulär! Daran erinnere ich mich heute noch, als wäre es gestern gewesen, das Stück habe ich aufbewahrt.
Die Reisacherin Michele Jost liebt Herausforderungen und spielt jede Rolle mit viel Leidenschaft
Gab es auch Hürden, nachdem Sie die Schauspielschule erfolgreich abgeschlossen haben?
(lacht) Hürden gibt es überall. Die sollte man natürlich versuchen aus dem Weg zu räumen. Nach meiner Ausbildung habe ich zwei Jahre Pause gemacht… wie es überall so ist, VITAMIN B wird groß geschrieben und man sollte überall präsent sein – Bussi Bussi hier und Bussi Bussi da. Das bin ich nicht und ich erarbeite mir lieber alles selber bevor ich anfange jemanden in den Allerwertesten zu kriechen. Dies ist zwar härtere Arbeit aber man weiß dann zumindest, dass man selber was geschafft und erschaffen hat und es macht natürlich meiner Meinung nach viel mehr Spaß.
www.innpro.org – Michele hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Johannes Schmid einen Verein gegründet. Man kann die Schauspieler auch für diverse Events buchen
Mit welcher Rolle konnten Sie sich am meisten identifizieren?
Das ist jetzt nicht so leicht zu beantworten, ich sehe mich eher immer in den bösen Rollen, allerdings sagen mir meine Kollegen, dass ich ein komödiantisches Talent habe. Davon habe ich im Landesjugendtheater auch schon solches von mir gegeben, zB. als böse Stiefschwester von Cinderella oder derzeit spiele ich die Amme bei Romeo und Julia, diese Rolle mag ich wahnsinnig gerne.
Michele mit ihrer Reisacher Oma
„Ich bin eine Frohnatur und immer für einen Spaß zu haben und das versuche ich auch in schweren Zeiten nicht zu verlieren“,
Michele Jost
Was war bis dato Ihr größter Erfolg?
Jede Rolle ob groß oder klein, ob auf der Theaterbühne oder in einem Kurzfilm oder auch wenn ich Regie fürs Kindertheater mache ist für mich immer ein Erfolg. Meistens dann, wenn positives Feedback kommt – da lacht das Künstlerherz. Es liegt mir am Herzen die Menschen in eine andere Welt zu entführen. Eine Welt, wo sie sich mal fallen lassen können, auf andere Gedanken kommen, einfach nur herzhaft lachen dürfen ohne an ihre Probleme zu denken und sich für eine kurze Zeit um nichts kümmern zu müssen…
Stichwort „Improtheater“ – war es schwer, spontan und ohne Vorgaben zu spielen?
Die Vorgaben kommen ja vom Publikum und man kann ja auch ein bisschen dafür proben, also die Grundsteine, die es im Improtheater gibt. Klar ist es eine Herausforderung, da wir ja nicht wissen was passiert, doch es ist wunderschön und aufregend zugleich zu sehen wie das Publikum reagiert. In der Schulzeit hatten wir ja schon Unterricht im Theatersport und mein Kollege und bester Freund Johannes kam eines Tages mit dem Vorschlag, einen Verein für Improvisationstheater zu gründen. Gesagt – getan und nun spielen wir fleißig. Nähere Infos gibt es unter www.innpro.org
Haben Sie noch Kontakt zu Familie und Freunden aus dem Gailtal?
Ja natürlich. Vor allem zu meiner Mama. Ich bin ja leider sehr selten in der Heimat. Da ich viel um die Ohren habe, kommt meine Mama oft nach Innsbruck, was mich sehr freut. Sie versucht auch immer bei meinen Auftritten dabei zu sein… Brave Mama
Was empfehlen Sie all jenen, die eine Schauspielkarriere anstreben?
Auf alle Fälle ein zweites Standbein. Leider ist es sehr schwer in dieser Branche und es gibt wahnsinnig viele talentierte junge Leute. Natürlich soll man auch an sich arbeiten… am besten stündlich…