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ÖBB-Gailtalbahn

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Am 23.12.2015 wurden die Bürgermeister der Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach/Gail und Kirchbach von Landesrat Holub als zuständigen Referenten des Amtes der Kärntner Landesregierung persönlich über die Vereinbarungen des Landes Kärnten mit der ÖBB im Rahmen des „Kärnten Pakets“ informiert.

Die Stellungnahme der Bürgermeister der Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach/Gail und Kirchbach zum Thema – Einstellung der „Gailtalbahn“ von Hermagor nach Kötschach-Mauthen im Wortlaut:

„Aufgrund der Auswirkungen der Hypo-Krise ist das Bundesland Kärnten unter starken finanziellen Druck gekommen. Die ÖBB nutze diese Gelegenheit aus, um einerseits dem Land Kärnten bei den Zahlungen für die Koralmbahn Zahlungsaufschub zu gewähren und ein Investitionspaket, sowie einem weiteren Infrastrukturausbau zuzusagen, andererseits um u.a. die „Gailtalbahn“ von Hermagor nach Kötschach-Mauthen einzustellen.

Dies ist etwas verwunderlich, da sich die „Gailtalbahn“ in einem guten Zustand befindet. Der gesamte Betrieb der Strecke wird vom Zugbegleitbahnhof Hermagor ausgeführt. Die Bahnhöfe Hermagor und Kötschach-Mauthen wurden erst im Jahr 2010 umfassend modernisiert. Ebenso besitzen alle Bahnhöfe und Haltestellen die entsprechenden Bahnsteige. Die Politik war ursprünglich an dem heiklen Thema Streckeneinstellung im Gailtal nicht interessiert, zumal die Strecke mit einem Verkehrsdienstvertrag bis 2020 ohnehin gesichert war. Noch im Zuge des 100-Jahr-Jubiläums am 27.08.2015 sprachen sich alle Parteien für einen Fortbestand der „Gailtalbahn“ auf der gesamten Länge aus. Nicht einmal 4 Monate später, mit der Präsentation des sogenannten „Kärnten Pakets“ am 17.12.2015 in Klagenfurt, ist plötzlich alles anders.

Landesrat Holub führte bei der Informationsveranstaltung zwar aus, dass der Bezirk Hermagor eine Modellregion für den öffentlichen Verkehr werden wird. Wie das konkret aussieht, konnte jedoch nicht beantwortet werden, da im Detail – bis auf die Umstellung von Bahn auf Bus-Verkehr – nichts vorliegt. Er teilte weiters mit, dass die ÖBB ohnehin mit Auslaufen des Verkehrsdienstvertrages im Jahre 2020 die „Gailtalbahn“ einstellen würde und bei einem Weiterbestand die Gemeinden 50 % der Kosten für die Sicherung der
Bahnübergänge übernehmen müssten.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden Walter Hartlieb (Kötschach-Mauthen), Johannes Lenzhofer (Dellach/Gail) und Hermann Jantschgi (Kirchbach) haben dazu ihren Unmut ausgesprochen. Einerseits was die Kommunikation betrifft, über die man sehr enttäuscht ist. Man wird erst, nachdem der „Deal“ zwischen der Kärntner Landesregierung und der ÖBB „besiegelt“ wurde, darüber informiert. Ebenso war man nicht in den Diskussionsprozess für den regionalen öffentlichen Verkehr bis dato miteingebunden, um für die Bedürfnisse der Bevölkerung der Region eine entsprechend gute Lösung zu finden.

Den Gemeindevertretern ist sehr wohl bewusst, dass die Auslastung der „Gailtalbahn“ bis auf die Stoßzeiten nicht optimal ist, aber man in den letzten Jahren stets eine Attraktivierung sowie auch eine Verbesserung des Fahrplans eingefordert hat. Wie kann es beispielsweise sein, dass der Anschluss-Bus 5 min. vor Ankunft des Zuges abfährt oder dass der Schülerbus nach Oberdrauburg so voll ist, dass die Fahrschülerinnen und -schüler, die zur Schule nach Lienz fahren, im Bus stehen müssen. Ebenso wurde der touristisch sehr interessante Radtourismus qualitativ wesentlich schlechter gestellt, sodass nur wenige Fahrräder in den neuen Zuggarnituren Platz finden. Des Öfteren haben die Gemeinden auf diese Fakten hingewiesen und Veränderungen gefordert, jedoch ohne Erfolg und Reaktion der verantwortlichen Stellen.

Nun ist vorgesehen, den Streckenabschnitt Hermagor – Kötschach-Mauthen auf Busbetrieb umzustellen. Vorteile für Reisende ergeben sich dadurch keine, im Gegenteil. In Hermagor muss umgestiegen werden und die Fahrzeit nach Kötschach-Mauthen verlängert sich. Bereits einige Male wurden einzelne Züge zwischen Hermagor und Kötschach-Mauthen im Schienenersatzverkehr geführt. Obwohl der Bus damals nicht in die Ortszentren fuhr, sondern nur Haltestellen an der Bundesstraße 111 bediente, betrug die Fahrzeit 46 Minuten und somit 5 Minuten länger als mit dem Zug. In Zukunft ist jedoch auch die Bedienung der Ortszentren durch den neuen Busverkehr vorgesehen. Eine massive Fahrzeitverlängerung wäre da wohl unumgänglich. Mit einem Busverkehr wird zumindest das Obere Gailtal vom Fahrradverkehr abgeschnitten werden, da ein Umladen der Fahrräder vom Zug in den Bus wohl zu aufwendig sein wird. Besonders in den morgendlichen Stoßzeiten sind die Züge, die in Hermagor und Kötschach-Mauthen ankommen, oft bis auf den letzten Platz gefüllt. Immerhin bietet ein Triebwagen der Reihe 5022 bis zu 117 Personen einen Sitzplatz. Somit wird im neuen Mobilitätskonzept mit einem Bus je Kurs wohl nicht das Auslangen zu finden sein. Gar nicht angesprochen wurde bis dato die Tarifgestaltung.

Nachdem laut Aussage des zuständigen Referenten Landesrat Holub zwischen dem Land Kärnten und der ÖBB die Vereinbarung noch nicht unterschrieben ist, fordern die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden die Kärntner Landesregierung auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen und eine entsprechende Alternative auszuverhandeln. Statt nur die Teilstrecke von Villach nach Hermagor zu „attraktivieren“, wäre es sinnvoller, die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel in die gesamte Strecke zu investieren.

Ebenso müssen die Fahrzeiten so gestaltet werden, dass sie z.B. durch „Schnellverbindungen“ für Pendler so attraktiv sind, damit diese anstelle des PKW´s die Angebote der öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Unabdingbar ist auch eine bessere Abstimmung der Fahrpläne sowie ein Ausbau der Anbindungen von Kötschach-Mauthen zum Bahnhof Oberdrauburg. Auch für unsere Tourismusregion sind diese Maßnahmen unumgänglich, da im städtischen Bereich immer weniger Einwohner ein eigenes Fahrzeug besitzen und somit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in ihre Urlaubsdomizile reisen
wollen. Sollten keine entsprechend attraktiven Anbindungen und Fahrzeiten gegeben sein, ist davon auszugehen, dass diese Urlauber andere Ziele wählen.

Dass Regionalbahnen funktionieren wird in anderen Regionen bewiesen, wie beispielsweise die Vinschgaubahn. Es kann nicht sein, dass das Obere Gail- und Lesachtal die „Opferrolle“ für ganz Kärnten übernimmt. So hat der Zentralraum auch Verantwortung für den ländlichen Raum zu übernehmen, in welchen die Auslastungen der öffentlichen Verkehrsmittel nicht so wie im urbanen Raum gegeben sind. Es ist anzunehmen, dass sich diese Entscheidungen auch auf die Wirtschaft auswirken und somit Arbeitsplätze in der Region gefährden. Auch die Menschen im Oberen Gail- und Lesachtal haben den Anspruch auf attraktive öffentliche Verkehrsangebote, damit man der Abwanderung entgegenwirken und man weiterhin seinen Lebensmittelpunkt in seiner Heimat haben kann, sowie die touristische und wirtschaftliche Entwicklung im Tal gestärkt werden kann.“


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