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Presseaussendung zur Einstellung der Gailtalbahn

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Die Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach und Kirchbach haben heute eine Presseaussendung über die Einstellung der Gailtalbahn veröffentlicht.Kurzfassung: „Verkehrskonzept Kärnten-Paket für das Obere Gailtal auch für CEO Kern, ÖBB, nicht schlüssig. Die Bürgermeister der Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach und Kirchbach haben bei einem Termin am 02. Februar 2016 mit CEO Dr. Christian Kern, ÖBB, die geplante Einstellung der Gailtalbahn ab Hermagor und die Gedanken dahinter diskutiert. Von Seiten CEO Kern wurde dabei bestätigt, dass die Vorgangsweise des Landes Kärnten nicht nachvollziehbar und von Unkenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten geprägt ist. Zwar steht ein umfangreiches Buskonzept angeblich bereits vor der Finalisierung, dieses wurde aber ohne professionellen Verkehrsplaner und auch ohne Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung oder zumindest ihrer Vertreter, den Gemeinden, erstellt. Die langfristigen Folgen der Ausdünnung des öffentlichen Verkehrs sind gänzlich ohne Lösungsansatz.“

Langfassung: Im Rahmen eines persönlichen Termins der Bürgermeister der Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach und Kirchbach am 02. Februar 2016 mit dem CEO der ÖBB Dr. Christian Kern wurden die Bedenken der Gemeinden zur Einstellung der Gailtalbahn bzw. Umstellung von Bahn auf Bus mit den daraus resultierenden nachhaltig negativ und gesellschaftlichen Auswirkungen auf das Obere Gail- und Lesachtal sowie das „Kärnten-Paket“ nochmals erörtert sowie präsentiert.

Einstellung der Bahn

Die Einstellung der Bahn und Umstellung auf Bus bringt keine wesentlichen Verbesserungen der Fahrzeiten mit sich. Im Gegenteil, die Einstellung der Bahn wird sich negativ für die Bevölkerung des Oberen Gail- und Lesachtales auswirken. Viel längere Fahrzeiten, kompliziertes Umsteigen, schlechtere Qualität im Reise- und Berufsverkehr … werden Nährboden für die Abwanderung und die wirtschaftliche Entwicklung, die jetzt schon sehr problematisch ist, in unserer Region sein.

Durch die geplante Umstellung auf den Bus wird die Reisezeit nicht kürzer, im Gegenteil länger werden und es gibt zahlreiche Punkte, die sich gegen den Umstieg auf den Bus aussprechen.

• Die Busse werden die Ortszentren anfahren und dadurch wird sich die Fahrzeit logischerweise erhöhen.
• Die Reisenden müssen in Hermagor umsteigen. Somit müssen mindestens 5 Minuten hierfür in die Gesamtreisezeit einberechnet werden. Die Fahrzeit wird somit nochmals länger und dadurch unattraktiver.
• Die Qualität des Reisens nimmt ab, da ein Bus nie so komfortabel ist wie ein Zug. Enger Sitzabstand, „wackliger“ Fahrkomfort, kein WC, mühsames oder gar unmögliches befördern von Kinderwägen und Rollstühlen (u. a. mehrere, nicht nur einen), kein spontanes Reisen mehr mit dem Fahrrad möglich, Touristen dürfen ihre Koffer vom Zug in Hermagor zum Bus schleppen und dort „Unterflur“ verstauen oder mühsam zum Sitzplatz hieven (bei jedem
Wetter!).
• Kein durchgehender Tarif bzw. Ermäßigungen bei der Kombination Bus – Bahn (z. B.: für Vorteilscard-Besitzer wird die Strecke teurer). Erfahrungen aus anderen Umstellungen von Bahn- auf Busverkehr Es gibt schon zahlreiche Erfahrungen aus anderen Regionen und Talschaften, wo bereits auf den Bus umgestellt wurde.

Alle Strecken, die vor längerer oder kürzerer Zeit vom Zug auf Busverkehr umgestellt wurden, haben eines gemeinsam, dass nach einiger Zeit der Busverkehr ausgedünnt und in Folge am Wochenende komplett eingespart wurde. Einige Gebiete/Regionen mit eingestellten Bahnbetrieb sind heute bereits ohne öffentlichen Verkehr am Wochenende: Görtschitztal, Gurktal, St. Paul – Lavamünd, Bad St. Leonhard – Zeltweg, Völkermarkt – Bad Eisenkappel.

Somit ist klar dokumentiert, dass alle von Bahn auf Busverkehr umgestellten Strecken in Kärnten am Wochenende mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr erreichbar sind. Dieses Szenario ist auch in den nächsten 10 Jahren zwischen Hermagor und Kötschach-Mauthen denkbar! Auch ist es eine Tatsache, dass man eine Busverbindung gegenüber der Öffentlichkeit unbemerkt leichter einstellen kann, als eine Bahnverbindung.

Erreichbarkeit des Gailtales über das Drautal

Leider sieht man auch hier das mangelnde Fachwissen im Bereich Verkehrswesen von LR Holub bzw. seinen Beratern. An den touristisch wichtigen Anreisetagen am Wochenende gibt es von Deutschland kommend in Spittal-Millstättersee immer Wartezeit von 1 ½ Stunden Richtung Drautal. Kein Gast – und schon gar keine Familie aus Deutschland wird sich sowas antun, und in Oberdrauburg nochmals auf den Bus umsteigen. Derzeit braucht man in den touristisch wichtigen Destinationen im Ruhrgebiet bzw. München – wenn man in das Gailtal reisen will – nur einmal in Villach umzusteigen und kann das Gailtal mit guten Anschlüssen erreichen!

Tourismus – Fahrradbeförderung

Die Fahrradbeförderung ist derzeit in jedem Zug möglich! Der Fahrradfahrer ist somit flexibel und kann jederzeit mit dem Rad den Zug benutzen, wie zum Beispiel auch bei einem aufziehendem Gewitter kann kurzfristig die Heimreise mit dem Zug angetreten werden. Beim Busverkehr bleibt der Fahrradfahrer im wahrsten Sinn des Wortes „im Regen stehen“. Ob die Fahrradbeförderung im Bus überhaupt kommt, ist nicht erwiesen. Das Umladen von einer größeren Gruppe in Hermagor benötigt viel Zeit und somit ist das Argument des nicht vorhandenen Zeitverlustes beim Busverkehr gegenüber dem Schienenverkehr wiedermal widerlegt.

Fahrradfahrer sind immer auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, um entweder zum Startpunkt der Radtour zu gelangen oder nach einer solchen zum Ausgangspunkt wieder zurückkehren zu können (Einrichtungsverkehr). Die Gail und der Gailradweg verlaufen ja nicht im Kreis: sondern von unten nach oben oder von oben nach unten. Bei einem Busverkehr bricht zumindest westlich von Hermagor ein Großteil dieser Touristen mit ziemlicher Sicherheit weg! Somit fehlen neben den „autolosen“ Gästen auch die nächste Gruppe an Touristen im Oberen Gailtal. Hier kann man durchaus einen Blick ins Ybbstal werfen. Seit der Einstellung der Bahn sind dort die Fahrradtouristen  massiv zurückgegangen. Auch die Touristiker und verantwortlichen in den Tourismusverbänden und Tourismusvereinen sehen mit dieser geplanten Entwicklung massive negative Auswirkungen auf den Tourismus zukommen. Welche Auswirkungen für mobilitätseingeschränkte Personen damit verbunden sind, kann sich jeder denken.

Zusammenfassung

Obwohl der Verkehrsdienstleistungsvertrag bis ins Jahre 2020 besteht, der auch den Betrieb der Gailtalbahn sichert, hat die ÖBB großes Interesse, dass der Vertrag aufgelöst wird, da ab dem Jahre 2018 Investitionen in die Strecke der Gailtalbahn getätigt werden müssen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Würde die ÖBB dies nicht tun, wäre sie vertragsbrüchig und könnte seitens des Landes geklagt werden. Aufgrund der angespannten finanziellen Situation des Landes Kärnten hat die ÖBB die Möglichkeit genutzt, die Absicht der Einstellung vorzuziehen. CEO Dr. Kern hat sein Verständnis dazu ausgesprochen, aber auch ganz klar und deutlich den Standpunkt der wirtschaftlichen Überlegungen – insbesondere in den Ballungszentren – Investitionen zu tätigen, um den Kundenverkehr zu erhöhen, erklärt. Sehr verwundert hat er sich über die unprofessionelle Vorgangsweise des Referenten gezeigt, dass dieser keinen professionellen Verkehrsplaner für die Ausarbeitung eines Konzeptes für die Gestaltung eines zukünftigen öffentlichen Verkehrs im Oberen Gail- und Lesachtal hinzugezogen hat.

Die Vorschläge der Bürgermeister der drei Gemeinden, eine Optimierung und bessere Abstimmung der Bahn- und Busverbindungen von Hermagor nach Kötschach-Mauthen, insbesondere auch eine schnellere Verbindung für die Pendler in der Früh und am Abend zu erreichen, hat der CEO Dr. Kern positiv aufgenommen und den Auftrag erteilt, dies zu prüfen und einer Bewertung als weitere Diskussionsgrundlage in den nächsten Tag auszuarbeiten. Informationsveranstaltung Land Kärnten LR Holub plant Informationsveranstaltungen in den drei Obergailtaler Gemeinden, wobei leider im Vorfeld an die 3 Gemeinden keine Konzepte und Alternativlösungen ausgefolgt werden, obwohl Herr Dr. Kern bereits mitgeteilt hat, dass ein umfangreiches Buskonzept bereits vor der Finalisierung steht.

Die Gemeinden haben diesen Wunsch gegenüber den politischen Referenten geäußert, um in den Gemeindegremien über die Pläne und Absichten zu diskutieren und im Rahmen der Informationsveranstaltungen konstruktive Meinungen abgeben zu können. Auch die mangelnde Professionalität der Erstellung von Konzepten als Modellregion, ohne einen profunden und kompetenten Verkehrsplaner, wird mit der Tagesordnung der Einladung mehr als offensichtlich.

Resolution an den Kärntner Landtag

1. Der Kärntner Landtag möge beschließen, den zuständigen Referenten, Herrn Landesrat Rolf Holub, zu beauftragen bzw. aufzufordern, die Neugestaltung des öffentlichen Verkehrs im Oberen Gailtal unter Beibehaltung der Gailtalbahn unter Hinzuziehung von namhaften Verkehrsplanern, mit der Einbindung der Bevölkerung der Gemeinden Kötschach-Mauthen, Dellach und Kirchbach, voranzutreiben.
2. Die vom Verkehrsverbund Kärnten Ges. mbH ausverhandelten und mittels Entwurf vom 30.11.2015 vorbereiteten Subventionsvertrag für die Planungsregion „Karnische Region II“ unter Berücksichtigung der neuen Gegebenheiten neu zu verhandeln.


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