Das Stadt-Land Gefälle wird beim Fördergeld in unseren Breiten erst so richtig sichtbar. Im Spielcasino unseres Landes wird für Megaprojekte der Einflussreichen um den Jackpot gepokert, während wir am Land vor dem „einarmigen Banditen“ unser Glück um ein paar Cents versuchen dürfen.Während für Schickeria-Sandkastenspiele in Klagenfurt hundert tausende Euros fließen, wurde für Kulturträger in unserer Region der Heimatherbst schon vor Jahren abgedreht. Ein Ausflugsbus zwischen Klagenfurt und Laibach wird für fünf Reisende subventioniert, unterdessen zwischen Hermagor und Kötschach-Mauthen drei Bürgermeister um den Erhalt der Gailtalbahn rittern.
Gegen die Konzernmühlen
Es muss niederschmetternd sein, wenn man mit den Konzernbossen verhandelt und wie ein „Lausbube“ vorgeführt wird, denn bei uns im Tal weiß vor allem die ältere Generation, dass der Handschlag noch etwas zählt. Für so manchen Konzernmanager hat dies vermutlich wenig Bedeutung. Egal ob die Gailtalbahn nun von den einen als wichtige Infrastruktur angesehen wird oder die anderen den „Geisterzug“ lieber heute als morgen zusperren würden – der aufopfernde Einsatz der drei Obergailtaler Bürgermeister, die wie Don Quichotte gegen die Konzern- und Landesmühlen kämpfen, ist ein wichtiges Zeichen des „Dagegenhaltens“. So schaffte es die „Dreier-Delegation“, bestehend aus einem SPÖ-, ÖVP- und FPÖ-Bürgermeister, einen Termin beim ÖBB-Chef zu erhalten um die Causa Gailtalbahn sozusagen am „Kern“ zu erörtern. Das positive Ergebnis für die „Revoluzzer“ aus dem oberen Gailtal währte nicht lange, folgt doch gleich vom Konzern die Antwort in welchem die Wien-Gäste bezichtigt wurden, ihrem Verhandlungspartner falsche Worte in den Mund gelegt zu haben (siehe Presseaussendungen: Bürgermeister/ÖBB ). Nun denn: Der Klagenfurt-Laibach-Bus für 4,7 Passagiere je Fahrt rollt mit satten 348.000 Euro Förderung weiter – die Gailtalbahn hingegen wird zugesperrt. Da scheinen die nun kommenden Infoveranstaltungen wirklich nur mehr eine „Komödie ohne Happy End“ zu sein, wie ein entrüsteter Pendler es bezeichnet.
In den Sand gesetzt
„Nur“ 400.000 Euro sollen für das Beachvolleyball in Klagenfurt in den Sand gesetzt werden, denn auch hier wird „gepokert“. „Liebe Politik, Ihre Einsätze bitte!“ heißt es im immer wieder stattfindenden Deal um die Schickeriaspiele in Klagenfurt. Wenn der Subventionseinsatz trotz horrenden VIP-Ticketpreisen am Pokertisch zu gering ausfällt, zieht sich der Big-Player einfach zurück und sagt „Nichts geht mehr!“. Wenn nicht ordentlich gezahlt wird, droht man eben mit Abwanderung. Unsere Festveranstalter wie die Burschenschaften, die Trachtenkapellen, die Gesangsvereine, die Feuerwehren oder die Sportvereine kämpfen Jahr für Jahr darum, ihre mit der Bevölkerung verwurzelten Traditionsveranstaltungen aufrecht zu erhalten – meist ohne großes finanzielles Zutun von Kommunen und Land. Bei Veranstaltungen wie dem Reisacher Kirchtag, dem Rattendorfer Waldfest oder dem Kufenstechen in Feistritz geht es nicht um das große Geld für den Veranstalter, es geht um Tradition, Werte-Erhaltung und Heimat und es geht um viel Idealismus der alle vereint. Statt unsere heimischen Veranstaltungen mit einem sinnvollen Projekt wie dem damals bekannten „Heimatherbst“ zu ermutigen, wird nach wie vor das Geld für vermeintliche „Schicki-Micki-Events“ hinausgeworfen.
Fördern ja, aber …
Das Ergebnis dieser Förderpolitik: Einige hundert Euro kostet dann die VIP-Karte die zum Schlemmerbuffet mit den Wirtschaftsmagnaten, Spitzenpolitikern und Society-Sternchen führt – ein Betrag den sich die Krankenpflegerin, der Mechanikerlehrling oder der Schichtarbeiter, die allesamt hart arbeiten müssen, wird wohl nicht leisten können. „Man könnte wenigstens den heimischen Lebensmittelerzeugern, Bauern und Direktvermarktern, bei der Vergabe des haubenkochverdächtigen VIP-Buffets mitverdienen lassen, in dem man dort heimische Kärntner Produkte auftischt. Es wäre doch schön, wenn wir dort den Gailtaler Speck, das Lesachtaler Brot oder den Almkäse feilbieten dürften,“ schreibt uns ein Touristiker. Aber auch hier lässt man die Steuerzahler nicht am Förderkuchen „mitnaschen“. So wird, wie oft in unserer Heimat ordentlich aus dem Subventionstopf gelöffelt um die Kassen anderer zu füllen. Natürlich brauchen wir Veranstaltungen auf nationalem und internationalem Niveau, aber unter Einbindung unserer vorhandenen Ressourcen, Produkte, Menschen und Marken.
Tarzan im „Förderdschungel“
Dass trotz Sparkurs auf allen Linien genug Fördergeld vorhanden ist, zeigen die zahlreichen Förderstellen – vor allem für Unternehmen. Wer aber den Fördergeld-Dschungel als Kleinst- und Kleinunternehmer durchqueren will, braucht nicht nur Ausdauer, sondern auch Nerven wie Drahtseil. Wer es nach monatelangen zeitraubenden Einreichungen und einem Lauf von Pontius zu Pilatus doch noch bis zu einem schriftlichen „Nein“ der Förderstelle schafft, kann sich zumindest glücklich schätzen, wenigstens ein Ergebnis erzielt zu haben, wenn auch keines das einen weiter bringt. Während sich die einen nach schon nach Durchsicht der „bereitzustellenden Unterlagen des Förderwerbers“ geschlagen geben, gibt sich der Rest während der monatelangen Prozedur der Einreichung auf. „Die Förderstellen agieren nach wie vor kontraproduktiv und bedenken nicht, dass der kleine Unternehmer täglich selbst seinen Mann oder seine Frau stehen muss und mitten im Tagesgeschäft steht“, schreibt uns ein Jungunternehmer. Um wenigstens einen Brösel vom Förderkuchen zu bekommen, sind Aktenberge mit Businessplänen, Ratings der Banken, Zahlen der Steuerberater und seitenlange Konzepte einzureichen. Dass bei 2.500 Euro Förderung ein Zeit- und Kostenaufwand für den Förderwerber von ebenso 2.500 Euro entsteht, bedenken die Förderstellen nicht. Dieses schaurige Dickicht im Förderdschungel, verursacht durch Angestellte die vorher für Großkonzerne gearbeitet haben, führt weiterhin unweigerlich dazu, dass sich die großen Konzern-Gorillas die dicke Fördergeld-Liane schnappen und gekonnt den kleinen Tarzan in die Tiefe fallen lassen.
Fazit: Positiv nach vorne!
Zigtausende Aufrufe und etliche Zuschriften erreichten uns zu den ersten Denkanstößen. Die ersten Meinungen haben wir bereits in diesen Kommentar einfließen lassen, wobei inhaltlich vieles in ein und derselben Aussage mündet: „Lassen wir uns in der Region nicht auseinanderdividieren!“. Trotz einiger Für und Wider: das Thema Gailtalbahn sollte unsere Region keinesfalls spalten. Der Bezug eines in Hermagor lebenden, mit Auto mobilen Familienvaters zur Schließung der Bahn, ist sicher ein anderer als der, der kränklichen Mindestpensionistin aus Kötschach-Mauthen, die einmal monatlich nach Hermagor zum Arzt „tuckert“. Wir sollten aber nicht diejenigen verurteilen, die um unsere Region kämpfen und sich der Ausdünnung nicht wehrlos hingeben.
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Das Team vom Gailtal Journal